Judentum in Israel
Israel ist weltweit der einzige Staat mit einer jüdischen Bevölkerungsmehrheit. Das Judentum ist jedoch nicht Staatsreligion. Noch weniger ist das Judentum in Israel einheitlich. Neben der Unterscheidung der Einwohner Israels nach ihrer Herkunft sind im Land alle Richtungen des Judentums aktiv. Orthodoxe Juden lassen sich im israelischen Straßenbild im Gegensatz zu liberalen und konservativen Juden leicht erkennen, da für sie neben religiösen Kleidungsvorschriften auch Bräuche als verbindlich gelten. Eine Hegemonie des orthodoxen Judentums besteht zurzeit noch, über ihre Abschaffung wird jedoch regelmäßig diskutiert: Bis jetzt dürfen jüdische Hochzeiten in Israel nur von orthodoxen Rabbinern vorgenommen werden.
Mesusa und Speiseordnung
Wer als Tourist in einem jüdisch geführten Hotel übernachtet, findet an der Zimmertür und an der Tür zum Speisesaal eine Mesusa. Sie enthält bedeutende biblische Sprüche. Wenn Juden ein Zimmer betreten, berühren sie zuerst die Mesusa und führen anschließend ihre Finger an die Lippen. Hinsichtlich der Speisen wird die Trennung von Milch und Fleisch in jüdischen Hotels konsequent eingehalten. Selbstverständlich verkauft kein israelischer Supermarkt während der Pessachwoche Bier. Dass an Feiertagen und am Schabbat keine öffentlichen Verkehrsmittel in Israel fahren, ist den meisten Besuchern bekannt.
Mea Shearim und Klagemauer
Als typisches Wohnviertel orthodoxer Juden gilt der Stadtteil Mea Shearim in Jerusalem. Wenn Touristen das durchaus interessante Viertel besuchen, sollten sie sich bewusst sein, dass es sich um ein Wohngebiet und nicht um ein Freiluftmuseum handelt. Wer durch Mea Shearim geht und nicht zu auffällig die Bewohner anschaut, ist durchaus willkommen. Voraussetzung ist allerdings, dass er die dort geltenden Bestimmungen einhält. Niemand erwartet von den Besuchern das Tragen der bei Einwohnern üblichen schwarzen Kleidung, aber die meisten Körperteile einschließlich des Kopfes müssen bedeckt sein. Als identitätsstiftend gilt die sogenannte Klagemauer als Überbleibsel des ehemaligen Tempels. Aus religiöser Sicht handelt es sich bei der Westmauer um eine Freiluftsynagoge, wo jüdische Besucher ihr religiöses Morgengebet verrichten. Eine weitere an der Klagemauer praktizierte Art des Gebetes ist das Schreiben von Wünschen auf Papierstücke, welche gegen eine Spende in die Mauerritzen gelegt werden. Diese Art eines zusätzlichen Gebetes wird an der Klagemauer deutlich häufiger von nichtjüdischen Gästen als von Juden praktiziert.
Masada
Ein Ort der Erinnerung an eine schmerzliche Niederlage ist die nahe des Toten Meeres gelegene Festung Masada. Dorthin flohen einige Bürger Jerusalems nach der Eroberung der Stadt durch die Römer. In einer ausweglosen Situation bei der sich anschließenden Belagerung entschlossen sich die Flüchtlinge zum gemeinsamen Selbstmord. Die Vereidigung der israelischen Soldaten auf dem Berg Masada wurde 1991 aufgegeben, viele jüdische Familie feiern die Bar Mitzwa oder Bat Mitzwa ihrer Kinder auf Masada.
Diaspora-Museum Beth Hatesufoth
Die mit Abstand meisten Juden leben auch heute nicht in Israel, sondern in anderen Ländern. Die Geschichte des Judentums in der gesamten Welt wird im Diaspora-Museum in Tel Aviv gezeigt. Als Anfang des jüdischen Lebens außerhalb des Landes gilt die babylonische Eroberung Jerusalems im Jahr 597 vor der Zeitrechnung. Nach der Zerstörung Jerusalems durch die Römer erfolgte im Jahr 70 nach der Zeitrechnung die Vertreibung aller Juden aus dem Land. Auch wenn während der Vertreibung einzelne Juden im Land lebten, endete die aufgezwungene Diaspora erst mit der israelischen Staatsgründung 1948. Der hebräische Name des Museums – Beth Hatesufoth – weist bereits auf die unterschiedlichen Zerstreuungen während der jüdischen Geschichte hin. Das Diaspora-Museum zeigt die Entwicklung jüdischer Kulturen in den einzelnen Gastländern einschließlich der dort erbrachten Leistungen. Nicht zuletzt wurde der für das religiöse Leben maßgebliche Babylonische Talmud in der Diaspora verfasst.
Berg Karmel
Das Karmel-Gebirge ist eng mit der jüdischen Religionsgeschichte verbunden. Auf dem Berg Karmel bewies der Prophet Elija die Macht Gottes gegenüber den Baalspropheten. Heute ist das überdurchschnittlich waldreiche Karmel-Gebirge ein beliebtes Wanderziel und neben den Golan-Höhen eines der Zentren des israelischen Weinanbaus. Wein spielt bei vielen jüdischen Ritualen eine zentrale Rolle, auch wenn die ersatzweise Verwendung von Traubensaft immer möglich ist, da sich der Segensspruch auf die Frucht des Weinstocks bezieht.